Cyberbedrohungen entwickeln sich rasant weiter – so rasant, dass selbst erfahrene IT-Sicherheitsexperten Schwierigkeiten haben, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Umso herausfordernder ist es für ohnehin schon überlastete IT-Abteilungen, den Schutz ihres Unternehmens allein sicherzustellen. Es ist höchste Zeit, dass das Management Verantwortung übernimmt, eine realistische Bestandsaufnahme zulässt und engagierte IT-Administratoren ihre eigenen Kapazitätsgrenzen objektiv einschätzen.
In der griechischen Tragödie führt Hybris – die Selbstüberschätzung – oft zum Untergang. Ein ähnliches Muster zeigt sich in vielen Unternehmen, wenn IT-Teams ihre eigenen Möglichkeiten im Hinblick auf die IT-Sicherheit überbewerten oder sich zu viel aufbürden. Dies führt nicht nur dazu, dass IT-Fachkräfte unter Dauerbelastung stehen und allmählich in einen Burnout geraten, sondern auch dazu, dass essenzielle Investitionen in moderne Sicherheitslösungen aufgeschoben werden. Dadurch entstehen gefährliche Sicherheitslücken, die Cyberkriminellen Tür und Tor öffnen.
Nicht nur die IT-Abteilungen sind für diese riskante Lage verantwortlich. Auch die Geschäftsführung muss sich proaktiv mit Cybersicherheit befassen – und zwar nicht erst, wenn gesetzliche Vorgaben wie die NIS2-Richtlinie den Druck erhöhen oder das Thema der persönlichen Haftung der Geschäftsführer akut wird. Vielmehr sollten frühzeitig fundierte Entscheidungen getroffen werden. Ein wesentlicher Schritt ist dabei die Einrichtung eines offenen Kommunikationskanals, in dem IT-Verantwortliche die aktuelle Sicherheitslage und bestehende Herausforderungen ohne Angst vor negativen Konsequenzen darlegen können. Denn Probleme zu ignorieren, macht sie nicht weniger real.
Die fatalen Folgen mangelnder IT-Sicherheit
Wie gravierend unzureichende Sicherheitsmaßnahmen sein können, zeigte der Fall der Südwestfalen-IT (SIT). Im Oktober 2023 legte ein Ransomware-Angriff die IT-Infrastruktur des kommunalen IT-Dienstleisters lahm – mit massiven Auswirkungen für über 70 Kommunen und rund 1,7 Millionen Bürger. Der finanzielle Schaden beläuft sich auf mindestens 2,8 Millionen Euro. Besonders brisant: Sicherheitslücken wie schwache Passwörter, fehlende Multifaktor-Authentifizierung und eine veraltete VPN-Appliance wurden im Nachhinein als zentrale Schwachstellen identifiziert. Zwei ehemalige Geschäftsführer mussten daraufhin ihren Posten räumen. Diese Attacke gilt als einer der schwerwiegendsten Angriffe auf den öffentlichen Sektor in Deutschland – und die vollständige Wiederherstellung der Systeme dauerte fast neun Monate.
Cybersecurity strategisch angehen – mit externer Unterstützung
Viele Unternehmen unterschätzen die Risiken, die in ihrer IT-Infrastruktur schlummern. Es genügt nicht, sich auf vereinzelte Sicherheitsberichte zu verlassen – die Geschäftsleitung muss sich aktiv mit detaillierten Analysen befassen und regelmäßige Security-Reportings einfordern. Nur so lassen sich versteckte Schwachstellen rechtzeitig erkennen, bevor sie von Cyberkriminellen ausgenutzt werden. Denn oft verbergen sich gravierende Risiken hinter vermeintlich stabilen Systemen – und im Ernstfall trägt die Führungsebene die Verantwortung. Diese muss also nicht nur über den aktuellen Sicherheitsstatus im Unternehmen informiert sein, sondern auch sicherstellen, dass angemessene Schutzmaßnahmen den neuesten Bedrohungen angepasst werden. Andernfalls drohen nicht nur wirtschaftliche Schäden, sondern auch rechtliche Konsequenzen für die Führungsebene.
Um eine transparente Sicherheitsstrategie zu gewährleisten, gibt es zahlreiche technische Maßnahmen:
- Automatisierte Sicherheitstests, sogenannte Penetrationstests, bestehende Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren und Risiken realistisch zu bewerten.
- Moderne Angriffserkennungssysteme sind essenziell, um Bedrohungen rechtzeitig zu identifizieren. So lassen sich beispielsweise bestehende Log-Daten in einer SIEM-Plattform (Security Information and Event Management) bündeln und innerhalb eines SOC (Security Operations Center) gezielt auswerten, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.
- Externe Security-Experten unterstützen Unternehmen dabei, Schutzmaßnahmen effizient zu implementieren und zu überwachen. Als Managed Security Service Provider bietet indevis Unternehmen auch die Möglichkeit, im Rahmen des indevis Managed Detection and Response-Service von allen Vorteilen eines SOC zu profitieren.
Vor allem mittelständische Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, dass ihnen intern sowohl die personellen Kapazitäten als auch das spezifische Fachwissen für ein umfassendes Sicherheitskonzept fehlen. In diesen Fällen ist die Unterstützung durch externe Spezialisten wie indevis eine sinnvolle Lösung. Damit verändert sich auch das Rollenbild des IT-Administrators grundlegend: weg vom operativen Einzelkämpfer und „Problemlöser für alles“ hin zum strategischen Koordinator, der interne und externe Sicherheitsressourcen optimal einsetzt.
Fazit: Sicherheit als Innovationsfaktor begreifen
Angesichts wachsender Cybergefahren und eines zunehmenden Fachkräftemangels ist ein offener Dialog zwischen IT-Abteilung und Geschäftsleitung unverzichtbar. Es ist keine Schwäche, sich einzugestehen, dass trotz aller Bemühungen externe Unterstützung notwendig ist. Unternehmen, die sich ausschließlich auf ihre eigenen Kapazitäten verlassen und keine Maßnahmen ergreifen, riskieren gravierende Sicherheitsvorfälle – mit weitreichenden wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen.
Die Lösung liegt in einer professionellen Sicherheitsstrategie, die moderne Technologien nutzt und Experten einbindet. Denn wer Cybersecurity ernst nimmt, sichert nicht nur seine Systeme, sondern schafft auch die Grundlage für nachhaltige Innovationen und langfristigen Unternehmenserfolg.